Konstruktivismus

Lernen als individuelle Repräsentation der Welt

Die derzeit einflussreichsten Lerntheorien basieren auf dem Grundprinzip des (kognitiven) Konstruktivismus. Demnach werden neu aufgenommene Informationen im Gedächtnis erst durch Interpretation und Integration mit vorhandenem Vorwissen zu sinnvollem Wissen. Der langfristige Erfolg beim Abruf von Informationen aus dem Langzeitgedächtnis hängt dabei wesentlich von der Vernetzung der Lerninhalte mit anderen relevanten Wissenselementen ab.

Bedeutung von Vorwissen

Der Lernprozess wird als aktive Konstruktion von Wissen verstanden, wobei die Bedeutung der Lerninhalte für jede Person individuell sein kann. Ein Beispiel dafür ist, dass Lernende Informationen aus dem Unterricht nur dann verarbeiten, wenn sie über fachspezifisches Vorwissen verfügen. Neue Lerninhalte werden nur dann als „lernenswerter Stoff" interpretiert, wenn dem Inhalt aufgrund von Vorwissens eine Bedeutung zugeordnet werden kann.

Bedeutung der Lehrkraft

In dieser Perspektive nimmt die Lehrkraft die Rolle eines „Coaches" ein, der individuelle Konstruktionsprozesse anregt und unterstützt. Die Aktivierung von Vorwissen zur Bedeutungszuschreibung neuer Lerninhalte wird gefördert. Die Schaffung von einer lernförderlichen Atmosphäre und von ansprechenden Lerngelegenheiten ist dabei ebenso entscheidend wie die Berücksichtigung der individuellen Vorstellungen der Lernenden.

Der Konstruktivismus betont, dass für einen aktiven Wissenserwerb die Konzentration auf zentrale Konzepte und Prinzipien des Lernmaterials wesentlich ist. Dies sollte vom Lehrenden aktiv unterstützt werden. Die Qualität des Wissenserwerbs hängt demnach davon ab, inwieweit die Aufmerksamkeit während der aktiven Verarbeitung auf relevante Konzepte oder Gesetzmäßigkeiten gelenkt wird.

Praxistipps: Lernende als Produzenten

Auch konstruktivistische Ansätze finden sich häufig im Unterricht in der digitalisierten Welt. Beispielsweise werden Lernende selbst zu Produzenten von Bildungsmaterialien. Sie drehen Lernvideos, produzieren Podcasts oder stellen beispielsweise Balladen als Stop-Motion-Video dar. All dies sind Wege, neues Wissen mit dem bisher vorhandenen Vorwissen zu verknüpfen.