Konnektivismus

Lernen als Verknüpfungsprozess

Der Konnektivismus, eine Lerntheorie, die im Jahr 2005 von George Siemens und Stephen Downes entwickelt wurde, bietet eine im Vergleich zu den bisherigen Lerntheorien innovative Perspektive auf das Lernen, indem er den Schwerpunkt auf Netzwerke und Verbindungen legt. Diese Theorie geht davon aus, dass Wissen nicht nur in individuellen Köpfen existiert, sondern auch in komplexen Netzwerken von Menschen, Informationen und Technologien. Die Grundprinzipien des Konnektivismus spiegeln ein modernes Verständnis des Lernens in einer zunehmend vernetzten Welt wider.

Lernen in Netzwerken

Ein Schlüsselaspekt des Konnektivismus ist die Betonung der Vernetzung als wesentliches Element des Lernprozesses. Lernen findet durch die dynamische Verknüpfung von Informationen und Ressourcen statt, beispielsweise durch soziale Interaktionen oder Online-Plattformen. Diese Vernetzung kann sowohl zwischen Menschen als auch zwischen Menschen und digitalen Werkzeugen stattfinden, wodurch im besten Fall ein reichhaltiges und vielfältiges Wissensnetzwerk entsteht.

Dezentralisation von Wissen

Die Dezentralisierung von Wissen ist ein weiteres Grundprinzip des Konnektivismus. Im Gegensatz zu traditionellen Lernansätzen, die oft auf zentralisierten Lehrmethoden basieren, betont der Konnektivismus die Idee, dass Wissen aus verschiedenen Quellen stammen kann und dass Lernende in der Lage sein sollten, auf diese vielfältigen Informationsquellen zuzugreifen und sie zu nutzen.

Der Lernprozess im Konnektivismus wird als kontinuierliches Erforschen und Anpassen an sich ständig verändernde Umgebungen verstanden. Lernende werden ermutigt, nicht nur Fakten auswendig zu lernen, sondern auch Problemlösungsfähigkeiten zu entwickeln und flexibel auf neue Informationen aus diversen Quellen zu reagieren. Selbstgesteuertes Lernen spielt dabei eine entscheidende Rolle, da die Lernenden ihre Lernumgebung aktiv gestalten, relevante Ressourcen identifizieren und sich mit anderen vernetzen, um ihr Wissen zu erweitern.

Die Bedeutung von Technologie im Lernprozess

Die Rolle der Technologie als Vermittler wird im Konnektivismus besonders betont. Digitale Werkzeuge, das Internet und soziale Medien ermöglichen nicht nur den Zugang zu einer Fülle von Informationen, sondern fördern auch die Bildung globaler Lernnetzwerke. Dies unterstreicht die Tatsache, dass Technologie nicht nur als Mittel zur Informationsvermittlung dient, sondern als katalytisches Element für vernetztes und kollaboratives Lernen. Unter welchen Voraussetzungen dies gelingen kann, wird in den Abschnitten „Interaktivität/Adaptivität“ und „Lernen mit Medien“ beschrieben.

Praxistipps: Die Zukunft wird bunt - zwischen Freiheit und Struktur

Der Konnektivismus ist bisher in der Schule noch nicht flächendeckend angekommen. Um trotz der Freiheiten im Konnektivismus eine Struktur zu Wissenssammlung und-Verknüpfung zu schaffen, ist die Arbeit mit einem Lernmanagementsystem sehr sinnvoll. Der Konnektivismus betont die Nutzung von digitalen Werkzeugen. In diesem Zusammenhang sollte auch über die Nutzung von KI-gestützten Werkzeugen im Unterricht nachgedacht werden. Diese bieten große Vorteile für das konnektivistische Lernen. So ist beispielsweise der internationale Austausch durch simultan übersetzende Programme und die Nutzung von sozialen Netzwerken möglich. Die Schülerinnen und Schüler bauen sich so nach und nach ihr persönliches Lern-Netzwerk auf.