Lernförderliche und motivierende Texte

kleines blondes Mädchen stützt sich auf Büchern und schaut erstaunt auf ein Tablet
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Wie bei jedem Lernen ist Motivation ein wichtiger Faktor. Die Lernziele des Lernenden, die nicht unbedingt mit den Lehrzielen der Lehrkraft übereinstimmen müssen, aber auch seine Interessen und Überzeugungen entscheiden mit darüber, ob Textinhalte vorhandenes Wissen ergänzen oder verändern oder nicht .

Neben diesen persönlichen Merkmalen hat aber auch das Lernsetting Einfluss auf den Lernerfolg. Hier spielen zum Beispiel ein angemessener Komplexitätsgrad, die Nähe zur Realität des Lernenden und der Grad der Kollaboration während der Erarbeitung eine große Rolle.

Unterstützung des Textverstehens

Lernförderlich sind Texte vor allem dann, wenn

  • die Lernenden über die Lehrziele informiert sind, das heißt die Frage beantwortet wird, warum sie den Text überhaupt lesen sollen.

  • Texte sinnvoll strukturiert sind (sowohl bezüglich des Textes als auch bezüglich didaktischer Überlegungen).

  • der Grad des vorhandenen Vorwissens berücksichtigt wird und dieses möglichst vielfältig aktiviert wird.

  • für den jeweiligen Text und Kontext abgewogen wird, wo Zusammenfassungen des Textes sinnvoll eingesetzt werden können.

Information über Lehrziele

Lehrziele anzugeben hat den Vorteil, dass der Fokus der Lernenden bei der Lektüre gelenkt werden kann. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass Lernende dadurch Inhalte, die nicht zum Lehrziel gehören, oft überspringen oder nur oberflächlich lesen.

Sinnvoll ist die Angabe von Lehrzielen immer dann, wenn

  • bei sehr umfangreichem Lernmaterial gezielt auf Prüfungen hingearbeitet werden soll.

  • die Zeit im Hinblick auf den zu lesenden Text sehr knapp bemessen ist.

  • wenn spezielle Blickwinkel eingenommen werden sollen („Nimm an, du bist …“).

  • wenn Quellen verwendet werden, die nicht per se als Lerntexte für die Lernenden geeignet sind.

Darüber hinaus müssen Lehrziele selbstverständlich für die Lernenden verständlich, informativ und möglichst präzise formuliert werden.

Strukturierung

Die Struktur eines Textes auf der Sachebene und diejenige auf der didaktischen Ebene sind eng miteinander verwoben. So entscheidet die Autorin / der Autor über die Struktur ihres/seines Textes, indem sie/er zum Beispiel

  • deduktiv (vom Allgemeinen zum Besonderen),

  • induktiv (vom Besonderen zum Allgemeinen),

  • differenziell (vom Einfachem zum Komplexen),

  • elaborativ (vom Komplexen zum Einfachen)

vorgeht.

Bezüglich der Sachstruktur der Texte, gleichgültig ob sie in analoger oder digitaler Form vorliegen, müssen folgende Qualitätskriterien erfüllt sein. Zu prüfen sind  

  • die Vollständigkeit und Richtigkeit. Die Kürzung eines Textes darf insbesondere dessen Inhalt nicht verfälschen.

  • die Relevanz für den Lernenden und die inhaltliche Angemessenheit mit Bezug auf den derzeitigen Lernstand und das subjektive Vorwissen des Lernenden.

  • ein möglichst hoher Grad an Objektivität und Deutlichkeit in der Argumentation. Der Einbezug von unterschiedlichen Perspektiven und eine klare Argumentationsstruktur sind hierbei von Vorteil.

  • Kennzeichnen wichtiger Inhalte. Hier ist am Bildschirm ein kursiver Druck zu vermeiden und Fettdruck zu bevorzugen. Auch Unterstreichungen sind ungeeignet, da diese oft Links anzeigen.

  • eine klare Struktur und das reflektierte Einbinden von leicht zugänglichen modellhaften Beispielen und Negativbeispielen in diese.

Vorwissen aktivieren

Das Wichtigste beim Erfassen und Verarbeiten neuer Inhalte ist das Vorwissen und dessen Aktivierung. Die kann erreicht werden durch:

  • Advanced Organizer:

Hier wird Vorwissen explizit durch einen zusammenfassenden Informationstext zu Beginn aufgezeigt.

  • Anführen von für den Lernenden bekannten Beispielen:

Lernenden sind in der Regel die Aggregatzustandsänderungen von Wasser und Wachs geläufig.

  • Analogien:

Analogien sind oft hilfreich, führen aber auch schnell in die Irre und können zu Bildungen von Fehlkonzepten führen, wenn den Lernenden die Grenzen der Analogie nicht klar sind. Beispielsweise ist der Erdmond als Analogie zum Elektron, das sich um das Wasserstoffproton bewegt, nicht anschlussfähig an Atommodelle der Oberstufe.

  • Zusammenfassungen:

Zusammenfassungen können hierbei unterschiedliche Formen und Funktionen erfüllen. Sie können insgesamt thematisch wiederholen, beispielsweise durch die bereits erwähnten Advanced Organizer. Sie können aber auch weiter auseinanderliegende Textstellen durch Hinweise zusammenführen oder in Form von Begriffsnetzen, Diagrammen und anderem Überblick und Fokussierung schaffen.