Integrated Model of Text and Picture Comprehension (ITPC)
Das Integrierte Modell des Text- und Bildverstehens (ITPC) ähnelt der kognitiven Theorie multimedialen Lernens (CTML). Beide gehen davon aus, dass Informationen, die durch die Sinneskanäle Augen und Ohren aufgenommen werden, kurzfristig in einem sensorischen Register gespeichert werden. Dort erfolgt eine Filterung, um relevante Informationen für das Lernen zu identifizieren, bevor sie an das Arbeitsgedächtnis weitergeleitet werden. Die Verarbeitung von bildlichen und auditiven Informationen erfolgt dabei über zwei getrennte Kanäle – den visuellen und den auditiven Kanal –, die jeweils eine begrenzte Kapazität haben.
Verständlichkeit von multimedialen Lernumgebungen hängt dabei stark von der Auswahl und Kombination der Medien ab, insbesondere von Texten, Bildern und Audio. Das ITPC erklärt den Verstehensprozess von gesprochenen und geschriebenen Texten sowie statischen und dynamischen Bildern. Im Vergleich zur CTML und CLT, die sich auf Arbeitsgedächtnisprozesse konzentrieren, bietet das integrierte Modell eine detailliertere Darstellung des Text- und Bildverstehensprozesses. Es berücksichtigt den gesamten Verstehensprozess und betont, wie die Auswahl und Kombination verschiedener Medien die Verständlichkeit für den Lernenden beeinflussen.
Insbesondere, welche Medien für die Präsentation der Lerninhalte ausgewählt und wie diese miteinander kombiniert wurden, bestimmt mit, wie „verständlich“ das Lernmaterial für den einzelnen Lernenden ist. Texte, Bilder und Audio haben dabei eine Schlüsselfunktion.
Aus dem Integrierten Modell des Text- und Bildverstehens lassen sich folgende Designempfehlungen für multimediales Lernen ableiten.
Beim Präsentationssequenz-Prinzip wird zuerst das Bild präsentiert und dann der Text, um das mentale Modell des Bildes durch die Textinformation anzureichern. Dies spart kognitive Ressourcen, da es aufwendiger ist, geschriebene Textinformationen zu verstehen.
Das Structure-Mapping-Prinzip empfiehlt, bei mehreren inhaltlich äquivalenten Bildern dasjenige auszuwählen, dass den Wissensinhalt am genauesten repräsentiert.
Das Prinzip der Prozesskontrolle schlägt vor, dass bei besonders schwierigen Texten und Grafiken der geschriebene Text die Grafik ergänzen sollte, um kognitive Ressourcen zu schonen. Dies ermöglicht dem Lernenden, einen großen Teil seiner Arbeitsgedächtniskapazität effizient für die Schemakonstruktion und die Konstruktion des mentalen Modells zu verwenden.